Am 4. März ist der internationale Tag für technische Berufe der UNESCO. Jedes Jahr soll dieser Gedenktag die Leistungen von Ingenieuren und Techniker sowie das Ingenieurwesen auf der ganzen Welt hervorheben. Obgleich an den Arbeitsplätzen immer mehr Geschlechtergerechtigkeit herrscht, sind die technischen Berufen noch immer sehr einseitig besetzt.
Studien belegen, dass der Frauenanteil in technischen Berufen aktuell lediglich bei 13 Prozent liegt Erfreulicherweise arbeiten zahlreiche Unternehmen daran, dies zu ändern. Dazu gehört u. a. auch das ARaymond Netzwerk , das weltweit Montage- und Befestigungssysteme herstellt und mehr als 7.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Mareike Pollichino hat einen technischen Beruf und arbeitet bei ARaymond Deutschland als Entwicklerin und Konstrukteurin für Metallbefestigungen, die in der Automobilindustrie verwendet werden. Sie ist bereits seit über 12 Jahren im Unternehmen.
Sie habe, sagt sie, ihre Entscheidung, einen Beruf in der Automobiltechnik zu erlernen, erst sehr spät getroffen, da sie die Arbeit in dieser Branche zunächst als Männerberuf angesehen habe.
„Ich war schon immer neugierig, wie die Dinge funktionieren und interessiert an dem Thema. Aber ich habe mich erst sehr spät entschieden, einen technischen Beruf in der Automobilindustrie zu erlernen. Davor hatte ich immer gedacht, dass andere Bereiche, wie z. B. Medien- oder Grafikdesign etwas für Frauen sind und die Automobilbranche eben für Männer“, so Pollichino. „Zum Glück hat mich meine Familie, einschließlich meines Bruders, der selbst Ingenieur ist, damals zu diesem Schritt ermutigt. Mut machte mir auch mein Praktikum bei ARaymond. Ich war positiv überrascht, wie offen das Unternehmen gegenüber mir als junger Frau war. Nach diesem Praktikum wusste ich, dass ich in diesem Bereich arbeiten wollte.“
Pollichino absolvierte zunächst die Berufsausbildung zur technischen Zeichnerin mit dem Schwerpunkt Maschinen- und Anlagebau, bevor sie dann eine Vollzeitstelle bei ARaymond annahm. Nach nunmehr zwölf Jahren umfasst ihr Aufgabenbereich die Entwicklung von Befestigungslösungen für die Automobilindustrie, den Werkzeugbau für Prototypen und das Erstellen von Produktanimationen.
„Durch meine Animationen kann man virtuell erkennen, wie die Befestigungen funktionieren. Ich bin in meinem Team die Einzige, die das kann. Anfangs war es einfach „learning by doing“, ohne Schulungen. Begonnen habe ich aus reinem Interesse, später erhielt ich gezielte Schulungen in diesen Programmen, damit ich effektiver wurde“, sagt sie. „Die Animationen sehen großartig aus und zeigen dem Kunden wie das jeweilige Teil funktioniert.“
In ihrer Abteilung bei ARaymond arbeiten 24 Männer und zwei Frauen. Dies spiegelt den aktuellen Repräsentationsgrad von Frauen in der Automobiltechnik wider. Auch ist sie das jüngste Teammitglied.
Ihr Rat an junge Frauen, die heute in diese Branche einsteigen und damit die Quote verbessern wollen: „Ich würde diesen jungen Frauen sagen, dass sie sicher und selbstbewusst auftreten sollen und den Mut haben sollen, aus ihren Fehlern zu lernen. Stellt viele Fragen, vor allem in der Einstiegsphase. Ihr könnt Bücher lesen und euch Vorträge anhören, aber von dem Wissen der Kollegen profitiert ihr mehr. Konzentriert euch nicht nur auf die Theorie, sondern auch auf die Praxis.“
Auf ihren Werdegang zurückblickend würde Sie sich selbst als junger Anfängerin die folgenden Ratschläge geben:
“Ich würde mir raten, mit mehr Mut anzufangen und meinen Ideen freien Lauf zu lassen. Es ist wichtig, dass die Ideen einer Frau genauso Gehör finden wie die Einfälle der männlichen Kollegen. Ich hätte mir geraten selbstbewusster und nicht so schüchtern zu sein. Ich hätte mich anfangs stärker für meine Standpunkte einsetzen sollen. Über die Jahre habe ich dann meine Ansichten mehr und mehr eingebracht und umgesetzt.“
Bezüglich ihrer Erfolge bei ARaymond gebe es laut Pollichino keinen, der besonders hervorsticht.
„Ich bin auf jedes Projekt stolz, am dem ich mitgewirkt habe. Man wächst mit jedem Erfolg, jedes Mal, wenn man etwas Besonderes, ein besonderes Werkzeug oder einen Projektentwurf entwickelt hat“, sagt sie. „Meine Stärken liegen im Prototypen-Werkzeugbau. Die werden geprüft, bevor damit gefertigt wird. Und in dieser Phase steht man oft vor großen Herausforderungen. Es gilt, die Prototypen-Werkzeuge perfekt anzupassen, damit sie zur Serienreife gelangen. Man ist dafür verantwortlich, dass es funktioniert. Die Produkte sind meistens sehr klein und kompliziert, was diesen Prozess stark erschwert. Trotz ihrer geringen Größe müssen sie perfekt passen, denn sie sind im Fahrzeug sehr wichtig Teile.“
Wenn es darum geht, das Interesse an diesen technischen Berufen bei jungen Mädchen zu wecken, so hält sie den traditionellen Girls Day für eine gute Veranstaltung. Es handelt sich um einen Tag, an dem Mädchen in Deutschland im Alter zwischen neun und 16 Jahren einen Einblick in alle möglichen Berufe bekommen, einschließlich technischer und MINT-Berufe. ARaymond Deutschland unterstützt diesen Tag jedes Jahr.
„Wir geben Mädchen die Möglichkeit einen Tag im Unternehmen zu verbringen und sich alles anzuschauen. Damit bekommen sie schon früh mit, dass nicht nur traditionelle Frauenberufe etwas für sie sein könnten.“ Pollichino sagt, dass sie in ihrem Unternehmen keine Barrieren für Frauen sieht, technische Berufe oder gar eine technische Führungsposition anzustreben.
“Mit Blick auf die Zukunft ist es ermutigend zu sehen, wie das Interesse von Frauen an technischen Berufen gewachsen ist. Und bei ARaymond steht diesem Interesse nichts im Wege. Das Unternehmen ist sehr offen, Frauen in diesen Berufen auszubilden oder einzustellen. Und mehr Vielfalt im Team hat Vorteile, da Frauen häufig eine ganz eigene Perspektive oder Herangehensweise an die Aufgaben, sowie große Flexibilität und Multitasking-Fähigkeiten mitbringen.“